Wirtwoche 7: Gerhard Maurer – der Gesellige

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Willkommen bei der ersten Wirt-Woche, die eigentlich Wirt-Woche 7 ist. Wir sind hier schließlich bei einem Countdown! Freut Euch auf ein spannendes Kurzporträt über einen unglaublich vielseitigen Mann. Und auf die erste Antwort auf die Frage: Mit welchen Schauspielern würde die Geschichte der fränkischen Volksfestwirt GmbH verfilmt werden? Have fun!

Steckbrief

Name: Gerhard Maurer

Alter: 52

Beruf:  „Oberstabsspezialirgendwasfeldwebel“(Zitat Björn) bei der Bundeswehr. Müsste mich töten, wenn er mir zu viel davon erzählt.

Aufgabenbereiche Volksfest:  Speisekarte (mit Marcus Traub). Deklaration, Kalkulation, Hygiene und Zusammenarbeit mit den Metzgern.

 

Während der zwei Stunden, in denen ich mit Gerhard Maurer in der Altstadt Kaffee trinke, laufen mindestens 15 Leute vorbei, die er grüßt. Sein Arm geht wirklich im 3-Minuten-Takt hoch. Wenn Tennisspieler einen Tennisarm kriegen können, dann möchte ich wissen, was Gerhard Maurer mal kriegt. Keine Frage – der älteste der 8 Volksfestwirte ist in Hof bekannt wie ein bunter Hund.

Aber mir fällt noch etwas auf: Ein paar der vorübergehenden Menschen werfen neugierige Blicke auf mich. „Was macht der Festwirt mit dem jungen Ding da?“, fragen schielende Augen. Schmunzelnd hoffe ich, dass niemand enttäuscht sein wird, wenn er am Ende nur ein hochständiges Interview liest. Aber auch ich frage mich etwas. Wie muss man wohl drauf sein, um das ganze Jahr über derart entspannt in der Öffentlichkeit zu stehen?

Gerhard jedenfalls scheint das gar nicht mehr aufzufallen. „Ich bin nicht der Typ, der sich den leeren Tisch sucht, wenn er wo hinkommt“, erzählt mir der 52-jährige.  Und wenn ich mir anhöre, was der Mann in seiner Freizeit alles treibt, glaube ich ihm das sofort. Aber lasst mich mit seinem spannenden Berufsweg anfangen.

Gerhard ist zur Abwechslung mal kein Zurückgekommener. Er ist ein Zugezogener. Eigentlich in Mittelfranken geboren, verschlug ihn eine abwechslungsreiche Karriere nach Hof. „Gelernt habe ich zunächst Koch in Rothenburg, denn ich hatte keine Lust mehr auf Schule“, verrät er mir. „Irgendwann habe ich dann aber entschieden, mich freiwillig bei der Bundeswehr zu verpflichten. Zehn Jahre lang habe ich in Feuchtwangen gearbeitet und wurde anschließend nach Berlin versetzt.“ In seiner 7-jährigen Amtszeit, lernte er Hof praktisch von der Hauptstadt aus lieben.

„Als ich bei der Bundeswehr in den technischen Bereich wechselte, standen natürlich Lehrgänge an. Die fanden oft in Hof statt. Irgendwann wurde es mein Wunsch, dauerhaft hier her versetzt zu werden“, erzählt der selbstsichere Mann lächelnd. Ich staune nicht schlecht. Statt die unendlichen Angebote der Großstadt zu schätzen, entschied sich Gerhard gerade für unser kleines Hof als Lebensmittelpunkt. Also hake ich nach. „Das ist eine ganz einfache Geschichte. In Hof ist das Leben total relaxed. Die Lebenhaltungskosten sind niedrig und man hat kurze Wege. Ja, der Oberfranke mag stur sein und seine eigene Art haben, aber herzlich ist er trotzdem. Außerdem gibt es hier im kulturellen Bereich doch alles, was ich will. Das Theater, die Freiheitshalle, Vernissagen. Es gibt eine Menge Bars und das Essen – das gibt es hier eigentlich im Überfluss. “

Wir fassen zusammen: Gerhard lernt eigentlich Koch, verpflichtet sich dann bei der Bundeswehr, arbeitet 10 Jahre in Feuchtwangen und 7Jahre in Berlin. Während dieser Zeit findet er sich in einen komplett neuen, technischen Bereich ein, der ja mit dem Kochen so gar nichts mehr zu tun hat und sich vor allem ständig wandelt. „Entwicklung von Aufklärungsgeräten“, verrät er mir auf Nachfrage, mehr könne er mir dazu nicht sagen. Ich fühle mich ein bisschen, wie in einem Krimi und das alles klingt nicht nur hochspannend, sondern auch noch wahnsinnig vielseitig. Reicht ja erst mal für ein ganzes Leben, oder?

Doch Pustekuchen. Als der Offizier für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wegfällt, fängt Gerhard vor zwölf Jahren nochmal eine Ausbildung zum Presseoffizier an. Schließlich muss irgendwer die Bundeswehr doch nach außenhin pressetechnisch vertreten. Warum also nicht der Mann, der sich ja sowieso in alles einfindet? Bis hier hin dürfte auch dem Letzten klar sein: Gerhard sucht immer neue Herausforderungen. Dabei habe ich bisher weder die Tätigkeit bei der fränkischen Volksfestwirt GmbH, noch sein politisches Engagement erwähnt. Ach ja. Und Faschingsprinz war er ja letztes Jahr auch noch. Klingt spaßig, ist aber enorm zeitaufwendig. Weiß ich von meiner eigenen Zeit als Tänzerin.

Und spätestens als mir Gerhard berichtet, er besuche fast an jedem Volksfestabend noch das P Café, beantwortet sich für mich auch meine anfängliche Frage danach, welcher Typ er wohl ist: Ein absolut geselliger! Mich beeindruckt das schwer. Ich bräuchte nach einem 19-Stunden-Tag auf dem Fest nämlich nichts mehr. Gar nichts mehr. Doch das Einzige, was den Mann die letzten Jahre davon abhalten konnte, noch mit den Hofern zu feiern, waren eine ausgerenkte Schulter (2017) und eine gebrochene Rippe (2015). Ganz schön cool, unser Gerhard!

Zum Schluss bekomme ich noch einen zuckersüßen Einblick in Gerhards Privatleben. Sein 9-jähriger Sohn stößt nämlich zu uns und lädt mich sofort für den Abend ein. „Kommst du uns heute besuchen?“, fragt der bildschöne Junge. Und legt nochmal nach, als ich ihn ausweichend nach seinen Hobbies frage. „Computerspiele“, grinst er, „Wenn du uns heute besuchen kommst, zeige ich sie dir.“ Scheint Gesellschaft zu schätzen, der Kleine. Woher er das wohl hat?

2 Fragen an Gerhard:

1. Wenn du ein Gericht auf dem Volksfest wärst, welches wäre das?

Ganz klar der traditionelle Schweinshax’n! Der ist bodenständig, schaut geil aus, macht satt, ist bekömmlich und gehört einfach dazu!

2. Stell‘ dir vor, die Geschichte der fränkischen Volksfestwirt GmbH wird verfilmt. Welcher Schauspieler würde dich spielen?

Da würde ich mir Helge Schneider wünschen. Denn der ist Autodidakt und hat sein Leben, obwohl er nichts so richtig gelernt hat, total im Griff. Er ist ein genialer Musiker, absolut cool und probiert alles mal aus. Und zwar mit Herzblut.

 

 

Das passt, würde ich sagen! Und somit bedanke ich mich herzlich bei Gerhard für das nette Gespräch und wünsche Euch ein geselliges Wochenende mit inspirierenden Menschen!

 

 

 

Ein Kommentar

  1. Was für ein klasse Interview!!! Ja, das ist 100% Gerhard. Ein Pfundskerl!!! Ich durfte ein paar Jahre in Feuchtwangen und Berlin mit ihm zusammen dienen (und in und außer Dienst viel erleben), nun trifft man sich alle paar Jahre mal. Mal in Berlin, auch mal im schönen Hof (da muss ich unbedingt mal wieder hin!!) Dank social Media ist man trotzdem immer gut auf Stand. Wer Gerhard an seiner Seite hat, weiß was es heißt ‚‘gut und gerne zu leben‘!

    Beste Grüße aus Berlin nach Hof!

    Sven

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