DIE LETZTE WIRTWOCHE!! Björn Pausch – der Nonchalante

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Jetzt, am Schluss, kann ich es Euch ja sagen: Mit diesen doofen Bezeichnungen, „der Gesellige/ der Dynamische“, hab ich mich ganz schön in was reinmanövriert. Jemandem, den man gerade mal 1-2 Stunden kennt, einfach schnell einen Stempel aufzudrücken, kann wirklich zur Herausforderung werden. Ich bin demnach echt froh, dass die Männer allesamt mit ihren Texten zufrieden waren. Dafür bin ich bei Björn aber besonders stolz auf meinen Stempel. Das hat zweierlei Gründe: 1. habe ich ein Wort gefunden, das sorgloses, unaufgeregtes, sympathisch-freches und cooles Verhalten in einem beschreibt und 2. teilen Björn und ich eine Leidenschaft für Sprache.  Wer also sonst sollte sein persönliches, französisches Fremdwort bekommen? Auf geht’s zum letzten Beitrag!

 

Steckbrief

Name: Björn Pausch

Alter: 38 Jahre

Beruf: Sozialpädagoge

Aufgaben Volksfest: Öffentlichkeitsarbeit, Sponsoring, Werbung, Netzwerkarbeit, Musikprogramm

 

Als Björn bei mir ankommt, muss er auch schon wieder gehen. Die Kollegen haben angerufen und brauchen ihn auf dem Festplatz. Wenig später kehrt er zurück und ich bin echt dankbar, dass die Festwirte sich gerade etwas von ihrer knappen Zeit für mich abzwacken. Björn entschuldigt sich, dabei fühle eigentlich ich mich etwas unwohl dabei, ihn vom Arbeiten abzuhalten. Doch dieses Gefühl hält nicht lang an. Mein letzter Festwirt bringt Coolness und Zuversicht mit. Als würde er durchgehend „Werd scho aus“ denken.

Björn Pausch wächst in einer Bäckersfamilie in Regnitzlosau auf und darf seine Kindheit auf dem Land verbringen. Als Junge ist He-Man sein großer Held, später findet er Vanilla Ice ziemlich cool. „Ich wollte auch immer die Frisur haben, habe aber im Dorf keinen Friseur gefunden, der das machen konnte“, erinnert er sich. Dass die Arbeit eines Bäckers nichts für ihn ist, stellt er ziemlich schnell fest. „Als ich so angefangen habe, wegzugehen, hab ich schnell gemerkt, dass mein Papa ja schon wach ist, wenn ich heim komme. Das war zwar toll, wenn es dann frische Plunderhörnchen gab, aber ich konnte dann halt im Gegensatz zu ihm ins Bett gehen. Eigentlich ziemlich fies“, schmunzelt er achselzuckend.

Björn entscheidet, Theaterpädagogik und Medienwissenschaft in Erlangen zu studieren. Doch er kommt bald zurück und landet durch Zufall bei der Diakonie. Als Sozialpädagoge betreut er dort Kinder, im Alter von 11-13 Jahren, die an der Regelschule nicht klarkommen. Und das tut er offensichtlich mit viel Herz. „Die Kinder lernen bei uns in einem Schuljahr mehr, als sie sonst lernen würden und sie sind entspannt, das merkt man“, freut er sich. Und wird auch gleich ein wenig sentimental: „Am Schuljahresende ist das schon immer ein bisschen traurig. Man baut ja eine Beziehung auf.“

Björns Schützlinge profitieren aber nicht nur von seiner Arbeit als Pädagoge, auch seine Rolle als Festwirt kommt ihnen zugute. „Die Kinder kriegen das natürlich auch mit, dass ich Volksfestwirt bin und finden das total cool. ‚Der Herr Pausch ist fei YouTuber‘, sagen sie dann zum Beispiel. Und wenn sie Probleme in der Gruppe haben, finde ich immer total geile Beispiele, bei denen wir Festwirte auch Schwierigkeiten bewältigen mussten.“ Das gefällt mir total gut. Ein Volksfestwirt als Vorbild. Ich stelle mir das so glaubwürdig für die Kinder vor.

Apropos Glaubwürdigkeit. Als ich ihn frage, wie ihm die Ideen für die witzigen Videos kommen, verrät er mir, dass das Ganze recht ungeplant ist. „Hm. Ach, keine Ahnung, da hast halt eine blöde Idee oder findest einen anderen blöden Trend und dann mach‘ ich das einfach. Ich weih‘ die Anderen da meistens auch vorher nicht ein und nerv‘ die da halt bissl damit. Wobei ich glaube, früher hat sie’s schon mehr genervt. Da kam dann auch schon mal ein gestresstes ‚Jetzt net!‘ “ Doch Björn hat eine ganz eigene, charmante Strategie entwickelt, um seine Ideen durchzusetzen. „Ich sag‘ dann einfach ‚Doch, du machst das jetzt mit, du kannst das gar nicht allein entscheiden!‘ „, grinst er. „Und mittlerweile kommen die anderen auch schon mal von selbst auf mich zu. Inzwischen denken sie glaub‘ ich: Lasst ihn halt machen, der kann das.“

Eine witzige Vorstellung, wie der Festwirt seine Kollegen ganz salopp gefügig macht. Wie sagt man so schön? Frechheit siegt. „Meistens kommen die guten Ideen halt auch von mir“, witzelt er und nickt sich dabei selbst anerkennend zu. Björn ist auch derjenige, der, gerade dann, wenn ein Kollege mal besonders sauer ist, erst recht einen blöden Spruch bringt. „Mir gefällt, wenn ich merke, dass der Andere dann doch grinsen muss.“ Jetzt wisst Ihr auch, was ich mit nonchalant meine.

Gleichzeitig hat er allerdings größten Respekt vor seinen Kollegen. Sie fallen ihm als erstes ein, als ich frage, wer Björn inspiriert. „Ich zieh‘ meinen Hut vor den anderen Festwirten. Die sind alle in unterschiedlichen Lebensphasen und da kann man sich überall was rausziehen. Der eine hat gerade geheiratet, der andere wird Vater und so weiter. Da kommt es zu so Situationen, wo ich mir denke: Den schätze ich besonders dafür. Oder das würde ich auch so machen, wie er. Das war aber schon lang vor’m Volksfest so, ich kenne die ja schon lang. Und wir hängen ja auch viel miteinander rum, wie große Brüder oder wie in einer Band.“

Später, als wir fertig sind, quatschen wir noch ein wenig über dies und das. Über Björns Urlaub mit seiner Freundin, ihr gemeinsam gekauftes Haus, über das Leben, gute Filme, über die Menschen und gesellschaftliche Entwicklungen. Nur, weil der Festwirt unbekümmert auftritt, ist er nämlich längst nicht desinteressiert. Er regt sich nur nicht gerne auf, wenn es zu keinem Ziel führt, erklärt er mir. Und das mag ich an ihm. Wie war das vorhin? Man kann sich von jedem etwas rausziehen. So ging es mir mit den Festwirten auch. Und ich bin tatsächlich ein wenig traurig, dass die Wirtwochen jetzt vorbei sind.

2 Fragen an Björn

1. Wenn du dir eine Superkraft wünschen könntest, welche wäre das?

Oah, Zeit anhalten. Das wär geil! Zeit anhalten, erst mal paar Stunden schlafen und wenn man dann total frisch wiederkommt, sagen die anderen immer „Cool, wie machst du das nur immer?“

2. Stell‘ dir vor, die Geschichte der fränkischen Volksfestwirt GmbH wird verfilmt. Welcher Schauspieler würde dich spielen?

Ah, da hab ich mir schon was ausgedacht. Definitiv Simon Helberg. Das ist der Schauspieler, der Howard Wolowitz bei The Big Bang Theory spielt. Einfach, weil ich der Einzige mit nem Magister bin und die anderen Festwirte mich immer damit aufziehen. Und noch eine andere Parallele ist, ich bin jetzt nicht handwerklich unbegabt, aber die Anderen sind da schon manchmal fitter. Die lachen ja schon über meinen Akkuschrauber. Ich mach‘ mich dann aber trotzdem über sie lustig, bis sie sagen, dass ich die Klappe halten und an meinen Computer gehen soll.

 

Ihr Lieben. Die Wirtwochen sind vorbei und sie haben mir riesengroßen Spaß gemacht. Ich konnte nicht nur eine Menge lernen, die Erzählungen der Männer haben mir auch wundervolle Gänsehaut-Momente beschert. Ganz besonders Björn möchte ich danken, denn er hat mir nicht nur die tollen Fotos organisiert, sondern war auch noch durchgehend ein zuverlässiger Ansprechpartner für mich. Ihr Festwirte seid echte Ehrenmänner – das ist in unverbindlichen Zeiten Gold wert. Jungs, ich hoffe, Ihr bleibt uns noch lange erhalten!

Ich wünsche Euch LeserInnen ein berauschendes Volksfest! Lasst es Euch gut gehen, klopft den Festwirten bei jeder verdammten Gelegenheit auf die Schultern und denkt immer dran: Volksfest ist nur einmal im Jahr!

 

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