Hat ein Faible für geile Konzepte – Heiko Coffeemaker Graf’s (unbezahlte Werbung)

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Hand auf`s Herz: Wusstet Ihr, wer der Chef von der Graf`s Panetteria und dem Coffeemaker ist? Ich wusste es lange nicht. Und das ist ein gutes Zeichen. Denn als ich Heiko kennenlerne, bestätigt sich mein Eindruck von einem bodenständigen, herzlichen Mann, dessen geschäftliche Entwicklung aus der Lust am kreativen Schaffen entstanden ist.

Aufgeregt und voller Vorfreude betrete ich die gemütlichen Räume des Coffeemaker. Sofort strömt intensiver Kaffeegeruch in meine Nase. Draußen ist es eiskalt aber hier drin fange ich an, mich zu entspannen. Ich bin etwas nervös. Mit Heiko habe ich mein erstes, offizielles Interview für diesen Blog und ich habe so gar keine Ahnung, was für eine Persönlichkeit mich gleich empfangen wird.

Der Chef steht hinter der Theke und hilft beim Zubereiten des Kaffees. Wie eigentlich immer hat er seine Mütze auf und ist auch sonst einfach praktisch gekleidet. Er legt keinen großen Wert auf diese Dinge, wird er mir später erzählen und ich werde anerkennend nicken, weil ich erst kürzlich einen Artikel darüber gelesen habe, dass man eine Führungskraft längst nicht mehr am Anzug erkennt. Und wie kontraproduktiv wäre so eine unbequeme Kleidung auch? Der Chef der Graf`s Panetteria liefert die bestellten Baguettes selbst aus. Wir alle kennen den blauen, mit Leckereien bedruckten Lieferwagen, der einfach Apettit macht.

Heiko und ich suchen uns einen Platz im hinteren Bereich. Er selbst trinkt Espresso, ich nehme eine normale Tasse von dem schwarzen Gold. Ich habe „einen einfachen Kaffee“ bestellt und keine zwanzig Gegenfragen erhalten. Na, wenn das mal kein Zeichen für gute Kommunikation ist.

Lässt sich nicht aus der Ruhe bringen: Herr Coffeemaker beim Multitasking

Der Mann, der vor mir sitzt, bittet mich um Nachsehen, weil er regelmäßig sein Handy checken muss. „Fünf Leute sind heute krank, da muss ich in Kontakt bleiben“, erklärt er und lächelt dabei entschuldigend. Ich frage mich, ob ich noch lächeln könnte, wenn mir angesichts der Grippewelle ein Viertel meiner 20 Mitarbeiter wegbrechen würde und freue mich, dass das Interview trotzdem stattfindet. Insgesamt ist der Chef sehr zufrieden mit seinem Team. Sie motivieren ihn, wenn er selbst einen schwachen Tag hat. Das beste Produkt sei außerdem nichts wert, wenn es von unfreundlichen Menschen über die Theke gereicht würde, schwärmt Heiko. Der Mann ist seit 3.30 Uhr wach. Normalerweise klingelt sein Wecker um 1.30 Uhr. An seiner Stelle würde ich meinen Espresso wahrscheinlich direkt aus der Maschine trinken.

Zum Einstieg erkläre ich Heiko, warum ich gerade auf ihn zugekommen bin und ergänze, dass ich es zwar toll finde, dass in Hof ein Subway eröffnet hat, ich allerdings nicht nachvollziehen kann, warum man sich entscheidet, dort zu essen, wenn man sich doch in der Panetteria leckerste Baguettes belegen lassen kann, die auch noch von der eigenen Dorfbäckerei hergestellt werden. „Das hat alles seine Daseinsberechtigung“, antwortet er pragmatisch. An einigen der beliebten Franchiseunternehmen hat er sich nämlich orientiert.

„Manche Konzepte finde ich einfach geil. Wenn man einen Starbucks betritt, ist das schon eine schöne Atmosphäre. Oder das L’Osteria Konzept, kennst du das?“ Ich kenne es nicht und lasse mir von strahlenden Augen berichten, dass es sich bei der L’Osteria-Kette um ein Franchiseunternehmen handelt, dass sich an der traditionellen italienischen Osteria orientiert. „Da kommt man rein, es gibt eine offene Theke, laute Musik und riesen Pizzas. Das ist einfach ein tolles Ambiente!“ Das Strahlen in seinen Augen taucht während unseres Gesprächs immer wieder auf. Und zwar immer dann, wenn er von Situationen berichtet, in denen er kreativ sein konnte.

Die Tatsache, dass Heiko sich an funktionierenden Konzepten orientiert, finde ich spannend. Viele Menschen glauben ja, sie müssten das Rad neu erfinden, um erfolgreich zu sein. Die Vorgehensweise von dem Mann mir gegenüber empfinde ich aber als ausgesprochen klug. Ich nehme das, was gut ankommt und füge meine persönliche Note hinzu.

„Wenn meine Freundin und ich Städtereisen nach Berlin oder Hamburg machen, muss ich mir andere Läden unbedingt anschauen. Meine Freundin wird überall reingezerrt und fragt schon oft, ob wir denn nicht einfach mal Sightseeing machen können“, lacht er. “ ‚Du bist von anderen Bäckern so fasziniert..!‘, stellt sie dann erstaunt fest.“ Und auch ich habe den Eindruck, dass Heikos Faszination für schöne Läden der Schlüssel zu seinem Erfolg ist.

Als der Andrang größer wird, verschwindet Heiko an die Theke, um mitzuhelfen. Ich nutze die Gelegenheit, um unseren gemütlichen Platz zu fotografieren

Dabei war es bein Weitem nicht immer leicht. Als er den Coffeemaker im Jahr 2003 eröffnet, schwitzen wir alle angesichts des Jahrhundertsommers. „Das erste viertel Jahr Coffeemaker war wirklich hart. Die Hitze quälte die Leute und am häufigsten hörte ich kritische Kommentare, wie ‚Noch ein Café in Hof?‘ Da kann man schon mal nervös werden, wenn man einen Mietvertrag für 10 Jahre unterschrieben hat!“ Heiko kann sich noch genau an die mickrigen Umsätze erinnern. „Die eine Sache ist, einen Laden zu eröffnen, das kann eigentlich jeder. Aber sich jeden Tag neu zu kümmern, das ist die Kunst.“ Und das Durchhaltevermögen lohnt sich, wie wir alle wissen. Nach ein paar Monaten stellt sich nach und nach der Erfolg ein.

Weil ich ein großer Fan bin, möchte ich noch mehr über die Panetteria wissen.

So sieht es nämlich aus, wenn wir unsere Brotzeit in der Panetteria holen.

„Die gibt es seit dem 4. Dezember 2000. Ich habe in der Bäckerei meines Vaters in Hallerstein ganz normal meine Bäckerlehre gemacht. Die Eröffnung der Läden habe ich angestoßen. Mein Vater hat mir im Hintergrund dabei zugesehen und meinte eigentlich immer ‚Mach halt mal‘. Wenn ich seine Unterstüzung gebraucht habe, habe ich die  durchgehend bekommen.“ Ich finde den Gedanken an ein traditionelles Familienunternehmen mit moderner Ausstattung romantisch und innovativ zugleich.

Wisst Ihr, was das ist? Ein Quarktörtchen mit Streuseln. Und wisst Ihr, warum man es nur zu Hälfte sieht? Weil es ein Quarktörtchen MIT STREUSELN war…äh ist.

Was er in seinem eigenen Laden gerne genießt, frage ich noch. „Das sind ganz einfache Sachen. Ein Cappuccino und ein halbwarmes Nougathörnchen sind eine tolle Sache. Meine Freundin zum Beispiel liebt den Geruch von frisch gemahlenem Kaffee, wenn sie morgens den Laden betritt. ‚Dafür mache ich das!‘, sagt sie dann immer. Ich selbst bin ein Genussmensch und finde, es ist einfach was Schönes zum Bäcker zu gehen, um dort eine kleine Pause einzulegen und einen guten Caffè Latte mit Vanille und Zimt zu trinken. In London nennt man Coffee Shops ‚Third Place‘, also den Dritten Platz zwischen Arbeitsplatz und Zuhause. Dort gehen die Menschen drei mal am Tag Kaffee trinken.“

Und ich habe den Eindruck, dass Heiko auch seine eigenen Läden gern als Treffpunkt für genussvolle Pausen sieht. „Ich mag diese Atmosphäre, wenn die Leute an ihren Tischen sitzen und plappern. Oder wenn Stammkunden kommen und immer wieder von unseren Nussecken schwärmen. Da bekommt man so viel zurück. Selbst Menschen mit geringerem Einkommen gönnen sich einen Besuch bei mir, das freut mich wirklich sehr.“ Dass seine Kunden gute Qualität wertschätzen, merke ich auch, als Heiko von einem Beispiel aus dem Geschäftsalltag berichtet. Als er die Preise für seine Schinkenbaguettes erhöhen muss, weil er sich für einen hochwertigeren Schinken entscheidet, rennt niemand schreiend davon. „Ich habe sogar mehr Schinkenbaguettes verkauft.“

Als wir anschließend gemeinsam zur Panetteria laufen, um uns dort zu verabschieden, frage ich mich zum wiederholten Male, wie dieser Mann den gedanklichen Wechsel zwischen kreativem Geist und Geschäftsmann hinkriegt. Denn in seinem Bäckerladen kommt das Leuchten in seinen Augen erneut zum Vorschein, als er mir seine Einrichtungs- und Dekoideen zeigt. Besonders stolz ist er auf seine Wand, die er mit italienischer Zeitung tapeziert hat und ich grüble, wie so oft, ob der Tag anderer Menschen mehr als 24 Stunden hat.

Ich könnte ewig mit Heiko schnacken. Aber die Zeit drängt, also stelle ich noch ein paar letzte Fragen zu seinem Geschäftsleben in Hof. „Man ist gut vernetzt, pflegt Beziehungen und kennt sich, das ist natürlich super!“ Die fehlende Anonymität sorgt aber gelegentlich auch dafür, dass einem verübelt wird, wenn man mal nicht freundlich genug grüßt. „Manchmal habe ich einfach den Kopf sehr voll, da würde ich mir wünschen, dass die Leute das nicht persönlich nehmen. Ab und zu würde ich mich auch gerne mal in ein anderes Hofer Café setzen. Aber da heißt es dann schnell ‚Dem schmeckt wohl sein eigener Kaffee nicht'“. Ich muss lachen, weil diese Beispiele so typisch für unsere kleine Stadt sind.

Zum Schluss möchte ich noch wissen, wie er die Zukunft gestalten würde, wenn er einen Wunsch frei hätte. „Ich würde mir wünschen, dass alles so weiterläuft, wie es gerade ist“, antwortet er zufrieden. Und ich muss sagen: Das wünsche ich ihm auch.

 

Anmerkung: Ich habe Heiko aus persönlichen Gründen für dieses Interview gewählt. Ich liebe seine Baguettes und mag seine freundlichen Mitarbeiterinnen. Und er ist ein gutes Beispiel für Hofer Einwohner, die unsere Stadt nicht nur gemütlich machen, sondern sogar ein wenig Großstadtflair zu uns holen. Für den Beitrag erhielt ich keine Gegenleistungen, außer einem Kaffee und einen netten Kontakt.

 

6 Kommentare

  1. „Third Place“ trifft es total 😉
    Ein Tag ist nicht wirklich gut, wenn ich nicht meine halbe Stunde in meiner – jetzt nicht mehr ganz so dunklen – Ecke schreibend beginnen kann <3
    Und selbst mit schlechter Laune, macht es das Team im CM immer ein bisschen besser!

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