Leichtigkeit und Überzeugungskraft – das ist Sarah Müller

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Manche Menschen behaupten ja, Bier stifte Frieden. Nun ja, ich muss gestehen, dass mich weder die gesellschaftliche Funktion, noch die Herstellung des viel gelobten Getränkes bis hier her großartig bewegt hätten. Aber ich glaube fest daran, dass Frieden entsteht, wenn sich verschiedene Welten einander zuwenden. Und so freue ich mich sehr, als mich Sarah Müllers Cousine, Yvonne, zu einer Kneipentour mit der Bewerberin um das Amt der Bayerischen Bierkönigin einlädt. Im heutigen Beitrag erfahrt Ihr, wer die 21-Jährige Finalistin ist, mit welchen Klischees sie bei mir aufräumt und wie die Hofer auf sie reagiert haben. Außerdem erzähle ich Euch von bekannten Gesichtern und – ganz wichtig – davon, wer eigentlich dieser Polldaddy ist.

Ein Blind Date unter Mädels

Als ich mich am Ostersonntag zu meinem Treffen mit Sarah Müller und ihrer Cousine Yvonne aufmache, fühle ich mich aufgeregt, aber nicht nervös. Das ist zwar das erste mal in meinem Leben, dass ich mich mit völlig fremden Leuten zu einer Kneipentour verabrede, aber der Kontakt im Vorfeld war so nett, da kann der Abend ja nur gut werden! Ich bin total gespannt, was für ein Mensch Sarah wohl sein wird. Zwar habe ich die Berichterstattung über die Anwärterin für das Amt der Bayerischen Bierkönigin verfolgt, jedoch konnte ich mir keinen Reim darauf bilden, warum ausgerechnet eine 21-Jährige Jura-Studentin das bayerische Bier im In- und Ausland vertreten will. Wahrscheinlich deshalb, weil ich mit 21 Jahren eher gegen Traditionen rebellierte, als sie zu feiern. Versteht mich nicht falsch. Schlappentag, Volksfest, die vielen kleinen Maifeste – all das liebte ich schon immer sehr. Aber überall auf der Welt mit dem Bier, Weißwürsten und Lederhosen identifiziert zu werden, gehörte jetzt nicht unbedingt zu meinen Zielen. Beschwingt betrete ich unsere erste Station, die Meinels Bas.

Sarah (21) und Yvonne (29) erwarten mich bereits am Tisch. In ihren Dirndln winken mir die Cousinen schon aus der Ferne zu und ich muss sagen, sie machen eine ziemlich gute Figur darin. Die Begrüßung fällt freudig aus und um die ersten Unsicherheiten zu überwinden, fangen wir sofort an, zu plappern. Ich erkläre, dass auch ich gerne mal Dirndl tragen würde, aber bereits seit zwanzig Jahren vergebens darauf warte, dass mir die passende Oberweite dazu wächst. Wir lachen und so fühlt sich das Treffen schon nach wenigen Minuten nach einem richtigen Mädelsabend an. Yvonne spricht immer mal wieder von den „anderen Mädels“, die vielleicht dazu stoßen, aber wer diese Mädels sind, begreife ich erst, als ich später mit ihnen an einem Tisch sitze.

Moderne Frau trifft Tradition

Sarah – gebürtige Bad Stebenerin – spricht annähernd hochdeutsch – ganz ähnlich wie ich. Aus irgendeinem Grund überrascht mich das. Ich habe ein Mädchen mit starkem Dialekt erwartet. Jetzt komme ich mir ein bisschen doof vor, denn ich werde mir meiner eigenen Vorurteile bewusst. In meiner Vorstellung habe ich sämtliche Klischees einer zünftigen Bayerischen Bierkönigin abgerufen. Doch die Frau vor mir transportiert Tradition auf eine moderne Art und Weise und das beißt sich kein bisschen. Cool!

Sarah ist auf dem besten Weg, Staatsanwältin zu werden, ihr Lebenslauf zeugt von großer Willensstärke. Wenn sie von ihren Zielen spricht, tut sie das mit einer Begeisterung, die ansteckend ist. Mit 18 Jahren, direkt nach dem Abitur, beginnt sie ihr Jura Studium in Bayreuth, das sie in naher Zukunft erfolgreich abschließen wird. In Zeiten nicht-linearer Lebensläufe beeindruckt mich diese Zielstrebigkeit ungemein und Sarah sagt mir nicht zum letzten Mal an diesem Abend: „Ich finde, wenn man etwas wirklich will, dann muss man halt auch was dafür tun.“ Im Vergleich zu vielen meiner jüngeren KommilitonInnen wirkt die Frau vor mir unglaublich verantwortungsbewusst und selbständig. Aber gleichzeitig – nämlich immer dann, wenn sie anfängt zu lächeln – kommt das junge, unbekümmerte Mädchen in ihr durch. Ihre blauen Augen strahlen jedes mal mit. So, wie sie mit ihrem Bier im Dirndl vor mir sitzt, muss ich sie einfach mögen. Und ich bin auch ein bisschen neidisch. In ihrem Alter war ich längst nicht so straight, wie sie.

Doch ist es nicht so, dass Sarah allein auf ihr eigenes Glück fokussiert ist. Im späteren Verlauf des Abends erzählt sie mir von den praktischen Erfahrungen, die ihr das Studium bisher ermöglichte. „Ich konnte Einblicke in das Leben sozial schwächer gestellter Menschen erhalten und auch die Arbeit der Polizei aktiv mitverfolgen. Das ist das tolle an meinem Studium – man lernt einfach, alle Seiten zu verstehen“, schwärmt sie. Und ich freue mich über Menschen, wie sie und Yvonne, die in der Lage sind, verschiedene Perspektiven einzunehmen, bevor sie vorschnell über Richtig und Falsch urteilen.

Als wir ausgetrunken haben, quatscht Sarah noch ein paar Leute an den Tischen an und bittet sie um Unterstützung. Dann brechen wir auf.

Als wir an der Saale entlang spazieren, sprechen die beiden so voller Liebe von ihrer Familie, dass es mir mein Herz erwärmt. Naja und das Bier. Das Bier macht das auch.

Promotiontour mit professioneller Beratung

Auf dem Weg erfahre ich, dass Sarah leider nicht an der Führung durch die Kulmbacher Brauerei teilnehmen konnte, die für alle Bewerberinnen organisiert wurde. Doch hatte diese Tatsache auch etwas Gutes. „Moni Meinel hat das dann zum Glück übernommen und mich mit Theorie versorgt. Das war echt interessant!“

Wie es dazu kam, erfahre ich durch Yvonne. Sie hat eine zeitlang mit den Meinel-Schwestern in einer WG gelebt und vermisst ihre Freundinnen schmerzlich. „Das war so eine unvergleichlich schöne Zeit! Wisst Ihr was, ich frag‘ die Mädels jetzt, ob sie mit in den Zauberberg kommen.“

Und dann finde ich mich plötzlich in geselligser Runde in einer fremden Wohnung wieder, werde herzlich willkommen geheißen und stelle fest, dass ich bei Monika Meinel und ihrem Freund Karl-Ludwig gelandet bin. Ich muss die ganze Zeit überlegen, woher ich Karl-Ludwig kenne, bis mir dämmert, dass er und Moni ja vor nicht allzu langer Zeit das Hofer Prinzenpaar waren. Und Volksfestwirt Freddy ist ja auch da! Da wird man fast ein wenig nervös, bei so viel Hofer Prominenz gleichzeitig. Aber ich freue mich tierisch, dass ich die „Meinel-Sisters“ endlich mal kennenlernen darf, weil mich weibliche Karriereverläufe ehrlich inspirieren. Ganz besonders, wenn sie in einer Männerdomäne stattfinden. Am liebsten würde ich alle Anwesenden gleichzeitig interviewen.

Gisi und Moni nehmen Sarah in ihre Mitte, fragen, wie es läuft und geben sofort hilfreicheTipps. Sarah bekommt zu fast jedem Anliegen mögliche Ansprechpartner genannt. Netzwerken in Hof, wo eben jeder irgendwen kennt. Und auch die anwesenden Männer überlegen sogleich, wie man Sarahs Flyer optimieren könnte. Es wird gequatscht, gescherzt und die ein oder andere Biersorte getestet. Wie toll, dass Yvonne uns hier her gebracht hat! Corinna, meine Nachbarschaftsfreundin aus Kindertagen, erklärt sich außerdem bereit, Sarah die Haare neu zu flechten und wir fühlen uns einfach gut aufgehoben, in dieser herzlichen Runde. Fast bedauere ich, dass wir noch andere Pläne haben.

Und wer ist jetzt eigentlich Polldaddy?

Als wir unsere Tour im Zauberberg fortsetzen, spricht Sarah die Leute an, als hätte sie noch nie etwas anderes getan. „Darf ich kurz stören? Ich bin die Sarah und ich möchte gerne Bayerische Bierkönigin werden“, lautet ihr Vorstellungstext und gepaart mit ihrem offenen Lächeln stößt sie damit auf ausnahmslose Neugier. Locker setzt sie sich an fremde Tische und fühlt sich sichtlich wohl dabei. Die Rolle passt einfach zu ihr!

Außerdem zeigen sich die klaren Vorteile unserer digitalen Gesellschaft. Auf Sarahs Flyern ist der QR-Code abgedruckt, der sofort zur Online Umfrage führt. Die Gäste lassen sich gerne überzeugen und voten mit ihren Smartphones. Und das, obwohl die Online-Abstimmung nicht ganz frei von Hürden ist. Immer wieder für Stirnrunzeln sorgt nämlich die Tatsache, dass man beim Voten zuerst seine E-Mail Adresse angeben muss, woraufhin man eine Mail mit dem Absender „Polldaddy“ erhält, die man dann nochmals per Link-Klick bestätigen muss. Die meisten Gäste lachen über diesen schwer nach Spam klingenden Absender und es entstehen die tollsten Phantasien, in welche Schublade man Polldaddy eigentlich so stecken würde. Deshalb hier, für alle Kritiker: Polldaddy.com ist einfach einfach ein Anbieter im Netz, über den man Online-Umfragen erstellen kann. Poll = Umfrage. Den Daddy ignorieren wir halt einfach.

Sarah in ihrem Element

Als nächstes peilen wir die Weinkiste an, wo ich einmal mehr erleben darf, wie die Finalistin in ihrer Rolle aufgeht. Eine größere Runde jüngerer Männer, sichtlich gut drauf, beginnt ein bisschen mit Sarah rumzufeixen. „Das kann ja jeder! Ein Dirndl anziehen und behaupten, man will Bierkönigin werden!“ Als wir von Bärbel, der Chefin, auch noch ein Freibier eingeschenkt bekommen, behauptet die Gruppe kurzerhand, einer ihrer Freunde wäre der Bierkönig. Sarah steigt lachend auf den Smalltalk ein und lässt sich mit dem angeblichen Bierkönig fotografieren. Sie fühlt sich sichtlich wohl in dieser Atmosphäre und ist durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Berührungsängste mit Fremden sind überhaupt kein Thema. Die anwesenden Mädels zücken sofort voller Solidarität ihre Handys und auch die hilfsbereite Wirtin macht sich gleich ans voten. Wieder können wir uns kaum von der netten Runde losreißen und tun das nur, um im Biersalon Trompeter die nächste Meute netter Hofer kennenzulernen.

Holla, die Bierfee

Der Biersalon ist proppenvoll mit gut gelaunten Menschen. Wie immer frage ich Sarah, was ich trinken soll. Grinsend zeigt sie auf ihren Anstecker, den ich bis dahin gar nicht bemerkt habe. „Holla, die Bierfee“ ist auf dem pinken Pin zu lesen. Und als ich die junge Frau anschließend wieder beobachte, wie sie ihre Runden zwischen den Gästen dreht, ernenne ich sie heimlich zu meiner persönlichen Bierfee. Am Ende dieses Abends habe ich nämlich begriffen, warum die 21-Jährige genau in das Amt der Bayerischen Bierkönigin passt. So, wie sie zwischen den Leuten sitzt und sich unterhält, verkörpert sie die pure Lebensfreude. Sarahs Spaß an der Tradtition wirkt durch ihre Leichtigkeit wirklich ansteckend. In eine Atmosphäre von Menschen, die gerne das Leben bei einem Bier genießen wollen – genau da gehört Sarah hin. Und ich bekomme das dringende Bedürfnis, sie unbedingt auf ihrem Weg zu unterstützen.

Um Mitternacht muss ich mich leider verabschieden. Ich drücke die beiden Cousinen und wir wünschen uns gegenseitig alles Gute. Zu gerne hätte ich die beiden noch ins Kunstkaufhaus und in die Linde begleitet. Dennoch beseelt fahre ich nach Hause. Und dort tue ich das, was Ihr jetzt alle tun solltet: Polldaddy kontaktieren!

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