Wirtwoche 6: Peter Geilenkirchen – der Lösungsorientierte

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UN! DOS! TRES! irgendwasaufspanisch MARIA! So oder so ähnlich klingt es, wenn mein Gehirn in stressigen Phasen analytisch denken soll. Gerade zum Beispiel sollte ich mich eigentlich auf meine Klausur über das Mediensystem der BRD vorbereiten, aber mein innerer Ricky Martin greift sich heute wieder dermaßen beherzt in den Schritt – ach komm, hör doch auf. Umso glücklicher bin ich immer, wenn ich Menschen, wie den Festwirt Peter kennenlerne. Der ist nämlich in der Lage, Systeme zu überblicken und strahlt dabei ansteckende Ruhe und Klarheit aus. Willkommen bei der Wirtwoche 6!

 

Steckbrief

Name: Peter Geilenkirchen

Alter: 48

Beruf:  Zahlungsverkehrsberater bei der VR-Bank, hat eine eigene EDV Firma nebenher

Aufgabenbereiche Volksfest:  Vertragswesen, Kasse, Reservierungen, Computertechnik im Zelt. Der Mann im Container.

 

Als Festwirt der Fachmann für Kasse, Vertragswesen und Reservierungen. Im Alltag EDV-Spezialist und Zahlungsverkehrsberater. Peter Geilenkirchen muss ein absolut ruhiger und analytischerTyp sein, denke ich mir, als ich an einem Donnerstagmorgen auf ihn warte. Ob ich mir wünsche, dass sich meine Vermutung bewahrheitet, weiß ich in diesem Moment noch nicht, schließlich will ich ein unterhaltsames Porträt für Euch schreiben. Das ist natürlich schwieriger, je zurückhaltender ein Mensch ist. Andererseits finde ich die Strategien hinter zielorientierten Persönlichkeiten immer extrem spannend. Die kann man sich nämlich wunderbar abschauen.

Püntklich auf die Minute trifft Peter vor der Graf’s Panetteria ein. Nachdem wir uns mit Kaffee und Snacks ausgestattet haben, beginnen wir ohne große Umschweife das Interview. Während ich mit anderen Interviewpartnern auch mal ins Schwafeln gerate, scheint mein Gegenüber absolut fokussiert auf unser Vorhaben zu sein. Der erste Eindruck bestätigt meine Vermutungen also. Doch ein rein rationaler Typ scheint er deshalb nicht zu sein. Als ich nach seinem Familienstand frage, erfahre ich nämlich, dass die Liebe auf jeden Fall Platz in seinem Leben findet: „Verheiratet bin ich noch nicht, aber bald. Am 7.7. haben meine Freundin und ich unsere Hochzeit“, berichtet er mit warmer Stimme. Wie immer, wenn es um Hochzeiten geht, möchte ich die Hand auf mein Herz legen und laut „Oooooh“ machen, reiße mich aber zusammen.

Peter ist der Mann, der während der Festzeit fast immer im Container sitzt. „Leider. Man bekommt von dort aus wirklich wenig mit“, erzählt er bedauernd , ergänzt jedoch augenzwinkernd: „Das hat aber den Vorteil, dass man die Probleme auch nicht so mitkriegt.“ Diese Tatsache würde mich an Peters Stelle auch beruhigen, schließlich erfordern seine Aufgaben eine hohe Konzentration. Ich frage ihn, wie er den Überblick über das viele Bargeld und all die Reservierungsanfragen, die zum Teil schon zu Weihnachten (!) eintrudeln, behält. Und bekomme eine ausführliche Antwort.

„Entscheidend ist eine gute Planung, klar. Seit zwei Jahren haben wir aber auch ein elektronisches Kassensystem, das ist natürlich eine große Erleichterung. Nächstes Jahr würde ich außerdem gerne in eine neue Software investieren. Und am liebsten würden wir auch das kontaktlose Bezahlen einführen. Bei Beträgen unter 25 Euro müssten die Besucher dann nur noch ihre Kreditkarten ans Lesegerät halten. Bargeldloses Bezahlen erspart eine Menge Arbeit. In London gibt es Läden, bei denen kann man nur noch bargeldlos bezahlen. Da drückt man als Besitzer Abends auf den Knopf und alles ist richtig. Ich habe heute erst im Radio gehört, dass dort die Straßenkünstler, die man kontaktlos bezahlen kann, 30 % mehr Einnahmen verzeichnen. Dort boomt das ohne Ende. Ich selbst zahle auch nur noch bargeldlos. Klar, vielleicht, weil ich es verkaufe. Aber es macht das Zahlen eben sehr einfach.“ Peter erzählt mir noch mehr. Vom System hinter den Reservierungen, aber auch von Bitcoins und anderen Dingen, die ich nicht verstehe. Dabei ist er voll in seinem Element. Der Mann vor mir schätzt offensichtlich gute Computersysteme und alles, was Arbeitsabläufe vereinfacht. Spontan möchte ich ihn fragen, ob er mir meinen Alltag organisiert.

Und noch etwas wird mir während des Zuhörens klar. Peter kann gar nicht anders, als Probleme zu lösen.  Alles, was er sagt, hat irgendwie mit Optimierung zu tun. „Manchmal fragt man sich schon, ob das bereits zwanghaft ist. Wenn wir zusammen feiern wollen, auf dem Bayreuther Volksfest zum Beispiel, überlegen wir oft, was man im Zelt alles verbessern könnte“, lacht er, „das hält dann schon mal vom Feiern ab!“ Ich kann gut nachvollziehen, was der Festwirt meint. Hat man erstmal eine Leidenschaft entdeckt, kann man oft an nichts mehr anderes denken. Aber es kommt mir nicht vor, als leide er darunter – ganz im Gegenteil, er geht in seinen Aufgaben auf.

Bei so viel lösungsorientiertem Denken muss ich Peter einfach fragen, ob es Situationen gibt, in denen auch er einmal aus der Haut fährt. Und erhalte nach langem Überlegen die erwartete Antwort: „Schwierig, weil die Leute immer sagen, mit mir kann man sich nicht streiten. Bei Ungerechtigkeiten sage ich schon mal was, aber bis ich aus der Haut fahre, dauert’s lang, eher fress‘ ich es schon mal in mich rein. Ich frag‘ mich dann halt, ob es überhaupt Sinn macht und denke mir:  Gut, das ist kacke gelaufen, aber das nächste Mal läuft es dafür besser.“ Und als wir nach dem Interview doch noch ein bisschen über Serien quatschen, wird mir auch klar, was Peters Geheimnis ist. Der Mann weiß einfach genau, was wann an der Reihe ist.

Am Ende unseres Gesprächs freue ich mich für die Festwirte. Es muss ein beruhigendes Gefühl sein, einen kühlen Kopf, wie Peter, im Team zu haben. Und wie sich bei den zwei Fragen am Ende zeigt, sind auch kühle Köpfe für Überraschungen gut. Die wahren Gangster dieser Welt sind eben niemals die, mit der großen Klappe 😉

 

2 Fragen an Peter:

1. Wenn du unendlich viel Geld zur Verfügung hättest, was würdest du auf dem Volksfest verändern?

Ich würde den Bierpreis so anpassen, dass wirklich jeder was davon hat, würde den Biergarten überdachen und außerdem würde ich das benachbarte Bahngelände kaufen, damit wir das Zelt drehen und den Boxenbereich links und rechts schöner machen können.

 

2. Stell‘ dir vor, die Geschichte der fränkischen Volksfestwirt GmbH wird verfilmt. Welcher Schauspieler würde dich spielen?

James Spader. Der ist die Hauptperson in meiner aktuellen Lieblingsserie, „The Blacklist“. Dort spielt er den meist gesuchten Schwerverbrecher des FBI. Allerdings einen Schwerverbrecher mit guter Ader, der sich für die Schwachen einsetzt.

 

Ich danke Peter herzlich für das nette Interview und wünsche Euch ein Wochenende voller klarer Gedanken! <3

 

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