Wie stark das Hofer Volksfest gewachsen ist, sieht man an Freddy Lonkes Job als Personaler wohl am besten. Waren es anfangs noch 76 Mitarbeiter, die er betreute, kümmert sich der Festwirt heute um ganze 150 Helfer. Dabei verliert der Mann mit dem Strohhut und der Zahnlücke niemals seine Leichtigkeit. Willkommen bei der vorletzten Wirtwoche!
Steckbrief
Name: Freddy Lonke
Alter: 35 Jahre
Beruf: Vertriebsleitung/Werkstofferfassung, Firma Böhme
Aufgaben Volksfest: Beschaffung, Betreuung und Verwaltung des Personals
Das Beste, was jemandem, der Menschen porträtiert, passieren kann, ist ein aufgeschlossener Interviewpartner, der sich gerne unterhält. Mit dem Jüngsten der Festwirte hatte ich diesbezüglich verdammt großes Glück. Denn noch bevor er in meinem Garten Platz genommen hat, sind wir in ein angeregtes Gespräch vertieft.
Freddys Tag klingt turbulent. Er war heute schon in der Arbeit, beim Volksfestaufbau und ist jetzt schließlich bei mir gelandet. Ermüdungserscheinungen sucht man bei ihm aber vergebens. Er sieht frisch aus, wirkt fast aufgedreht. Als ich ihn frage, ob so ein Tag nicht kräftezehrend ist, zuckt er nur grinsend mit den Schultern: „Ich bin ein Duracellhäschen, wahrscheinlich hyperaktiv. Mein Akku ist echt nie leer.“ Eine praktische Eigenschaft für einen werdenden Vater, denke ich mir. Im August erwarten er und Gisi nämlich Nachwuchs. Wie schön, oder? „Der liebe Gott hat uns so lieb, dass er uns jetzt einen Zwerg schenkt“, schwärmt Freddy, „ein Mädchen“. Ich frage ihn, wie es ihm damit geht. „Ich bin total glücklich, klar“, berichtet er. „Ich habe zwar auch Respekt davor, aber ich nehme die Herausforderung gerne an!“ Das wundert mich nicht. Herausforderungen anzunehmen ist der Mann ja gewohnt.
Freddy kümmert sich gerade um sage und schreibe 150 Volksfesthelfer. „Arbeitsverträge, Personalbeschaffung, Organisation, Einteilung, Arbeitspläne, Anmeldungen, Abrechnung“, erklärt er mir. Ich sage, dass ich mir so viel Mitarbeiterverantwortung ganz schön stressig vorstelle. Er antwortet ehrlich: „Klar kommt es auch schon mal vor, dass man frustriert dasitzt. Das hält aber nie lang an. Ich hab nämlich gemerkt, dass sich das gleich im Team widerspiegelt, wenn ich ne Fresse zieh‘.“ Und das will er unbedingt verhindern, denn er sieht seine Hauptaufgabe in der Mitarbeitermotivation. Plötzlich werde ich Zeugin eines „Volksfestmitarbeiter-Motivationsvortrags“, der sich gewaschen hat. Und komme mit meinen Notizen fast nicht mehr hinterher.
„Wenn ich wirklich mal frustriert bin, denke ich mir: Hey Kacke, was machst du da? Trübsal blasen hilft nicht! Du rennst mit nem Schild vorneweg, auf dem ‚Hof ist geil‘ steht, du musst dieses Glück auch weiter voran treiben! Dann schaue ich mir ein altes Video von uns an und dann habe ich die Emotionen und die Motivation, die ich brauche.“ Freddy wird während des Erzählens immer wieder von einer Gänsehaut überzogen. In seinen Augen sieht man ein verdächtiges Glitzern. Ergriffen lausche ich seinen Worten und würde am liebsten aufhören, sie zu notieren. Wenn Freddy loslegt, will man sich einfach nur noch von seiner dynamischen Art mitreißen lassen.
„Ich hab einfach das große Ziel vor Augen. Wir alle haben das große Ziel vor Augen und wir überleben ja nur, wenn wir zusammenhalten. Ich will, dass die Leute sagen ‚Hey, das ist unser Fest!‘ Da gehört dazu, dass die Stadt und die Busse geschmückt sind, dass die Leute auf den Tischen stehen und feiern, aber auch ganz kleine Sachen, wie mein Opa, der vorbei kommt und sagt, dass er stolz auf mich ist oder die großen Augen glücklicher Kinder. Ich fühle mich einfach verpflichtet, der Region und der Stadt was zurückzugeben. Und das geht nur mit Zusammenhalt. Ich sehe uns Mitarbeiter da als eine große Familie. Und ich erwarte, dass die Stärkeren im Team einen Schritt auf die Schwächeren zumachen.“ Privat oder beruflich – Freddy hasst es, wenn ein vermeintlich Schwächerer zu kurz kommt. Jetzt wird mir auch klar, warum er so ein Spaßvogel ist. Damit will er für eine offene Atmosphäre sorgen, in der sich jeder wohl fühlen darf.
„Eine Kette ist immer so stark, wie ihr schwächstes Glied. Ich bin ein Menschenfreund und ich will, dass die Menschen sich vor mir zeigen und entfalten können. So gehe ich auch mit den Mitarbeitern um. Nur dann kommt ihre ganze Kraft, das Glück und der Stolz zur Geltung. Ich klatsche auch jeden Tag auf dem Fest mit jedem einzelnen Mitarbeiter einmal ab. Die Neuen wundern sich schon immer, aber für mich heißt das: Los, wir rocken das Ding heute!“
Freddy erzählt noch mehr. Davon, dass er sehr harmoniebedürftig ist und Zickenkriege hasst. Davon, dass er ein Teamspieler ist, der seine eigenen Interessen gerne hinten anstellt und auch davon, dass er während der Festzeit nur 3-4 Stunden schläft.
Für mich klingt das alles ziemlich aufopferungsvoll und ich frage ihn, wer eigentlich Freddy motiviert, wenn er es mal braucht. Dazu fallen ihm die verschiedenen Herangehensweisen seiner Kollegen ein. „Also, wer das wirklich bei mir beherrscht und diese zwischenmenschliche Antenne hat, ist der Andreas Walter. Der Björn aber auch. Die sagen dann: Hey, reiß dich mal zusammen, das ist grad echt kacke. Der Roland will sich dann immer mit mir schwarten“, lacht er, „schlägt mir auf die Schulter oder ähnliches. Der Peter hat ja leider so viel um die Ohren und kommt nie aus dem Container. Der Markus kommt und fragt, was los ist. Und der Martin, der probiert’s mit Schokospießen und weiß aber genau, ich ess‘ keine.“ Jetzt lachen wir beide.
Der gut gelaunte Motivator mit dem Strohhut. Jetzt habe ich ein wirklich schönes Bild von ihm. Ich frage mich trotzdem, ob es zur Belastung werden kann, sich so sehr für die Stimmungen seiner Mitmenschen verantwortlich zu fühlen. Doch Freddy betont seine sorglose Herangehensweise. „Ich werde in mir drin immer ein Kind bleiben. Ich lache über Fehler und bin für jeden Quatsch zu haben. Durch diese Leichtigkeit mach‘ ich den Scheiß ja erst“, feixt er.
Als meine Kinder nach Hause kommen, demonstriert er das Gesagte auch gleich. Er liefert sich ein „Nein, ich hab Recht – Nein, ich hab Recht – Nein, du hast Recht – Hä?“-Duell mit meiner Tochter. Und gewinnt.
2 Fragen an Freddy
1.Welches Erlebnis als Volksfestwirt war dir besonders peinlich?
Ich hab den Auszug der Bedienungen vergessen! Ich hab da einfach nicht dran gedacht und musste schauen, wo ich am Sonntag Blumen herbekomme. Ich musste dann echt auf ein Blumenfeld gehen und Sonnenblumen ernten. Ich hab mich da so über mich geärgert, dass das seitdem das Erste ist, was ich mache.
2. Stell‘ dir vor, die Geschichte der fränkischen Volksfestwirt GmbH wird verfilmt. Welcher Schauspieler würde dich spielen?
Jürgen Vogel, weil der so viel Lücken zwischen den Zähnen hat. Und als Körperdouble für die Stunts würd ich Vin Diesel nehmen, aber für die Hauptrolle Jürgen Vogel.
Ihr Lieben, stellt Ihr Euch auch gerade die Stunts mit Vin Diesel in dem Festwirt-Film vor? So oder so will ich Euch sagen: In nur einer Woche geht die Action schon los!!! Ich freu mich drauf!!
Das hat so Spaß gemacht diesen Artikel hier zu lesen . Ich freu mich rieeeeeeeeeßig auf “ unser “ Volksfest und jetzt nich mehr. Danke Freddy für die scheena Gschicht. Lg Caro
Das freut mich immer wieder zu lesen, echt!!! Danke!! 🙂