Hofer Hip Hop – zu Gast beim Videodreh von Bensen & Kid Patron

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„Aus dem Untergrund zu Gestaltern der Szene…“ beginnt die Hook des aktuellen Songs „Hip Hop Gene“ unserer Hofer Rapper Bensen & Kid Patron. Und tatsächlich scheint es, als wären die zwei jungen Männer plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht, um hier Hip Hop-mäßig die Welle zu machen. Ich durfte die Beiden exklusiv beim Dreh ihres ersten gemeinsamen Videos begleiten und habe dabei eine Menge über die Herzensangelegenheiten der Musiker erfahren. (Bevor es losgeht aber zuerst meinen allerherzlichsten Dank an Leon. Den Fotografen habe ich beim Videodreh kennengelernt und er hat die grandiosen Fotos für diesen Beitrag geliefert. Wenn sie Euch auch so gut gefallen, schaut unbedingt mal auf seiner Website oder seinem Instagram Profil vorbei!) 

Vielleicht erinnert Ihr Euch: Zum diesjährigen Bürgerfest konnte ich nicht kommen. Dabei wollte ich unbedingt den Auftritt der Jungs sehen, die anlässlich des Festes dieses originelle Hip Hop Video in Kooperation mit den Volksfestwirten, Zigarren Wagner, Narhalla Hof und Metzgerei Max geschaffen haben. Das zu verpassen hat mich tierisch genervt. Doch heute bin ich damit ausgesöhnt. Denn die beiden Musiker Bensen & Kid Patron haben mich zum Dreh ihres ersten gemeinsamen Videos eingeladen. Gleich hier um’s Eck, in einer alten Fabrikhalle in Schwarzenbach an der Saale.

Voller Vorfreude mache ich mich also auf den Weg. Im Auto lasse ich mir nochmal den Text ihres Songs „Hip Hop Gene“ durch den Kopf gehen. So, wie ich das verstanden habe, handelt er vom Durchstarten. Vom Loslegen und nicht locker lassen. Positiv und selbstbewusst. Nein, hier werden keine Mütter beleidigt.  Und ich bin froh drum. Nicht, weil ich politisch unkorrekten Rap als Kunstform kategorisch ablehnen würde. Nein, ich finde sogar, in wütenden Momenten gibt es nichts tröstlicheres, als Musiker, die kreativ Beleidigen können. Für die Psychohygiene sozusagen. Das ändert aber nichts daran, dass ich keine Lust gehabt hätte, zwei vorlaute Jungs zu begleiten, die einfach nur ihr schreckliches Frauen – und Menschenbild hinter der Kunst verstecken. Die gab’s hier bei uns nämlich schon zu Genüge.

Über den Dächern von Hof: Kid Patron (links) und Bensen (rechts)

Doch Feindseligkeit und Ellbogen sind bei Bensen & Kid Patron überhaupt kein Thema. Im Gegenteil – die Künstler  sehen Hip Hop mit völlig anderen Augen. „Es muss jeder sehen“, hört man in ihrem Track, „dass hier zwei krasse Homes für realen Hip Hop stehn.“

Aber was meinen die Beiden eigentlich mit „realen Hip Hop“? Dazu Bensen: „Mich haben Rapper schon in meiner Jugend dermaßen beeindruckt. Wie sie Jugendliche beeinflussen können und Leute inspirieren. Abgefuckt hat mich aber schon immer, dass das Ganze missbraucht wird. Es wird Hass durch diese Musikrichtung verbreitet, um Geld zu verdienen. Ich hab was gegen den Kommerz dahinter.“ Und Patron ergänzt: „Uns geht es darum, good vibes zu verbreiten. Deutschrap ist für uns kein Ego-Ding. Wir wollen Hip Hop wieder ins richtige Licht rücken. Uns geht es um Gemeinschaft und um den Austausch von Positivem. Viele Menschen verlieren den Glauben an sich selbst. Wir wollen solche Leute aufbauen.“

„Bevor ich in ein Tief falle, rappe ich lieber“ (Kid Patron)

Der Beatproduzent selbst nutzt den Rap von Beginn an, um Krisensituationen zu bewältigen. Mit 17 erleidet er einen persönlichen Schicksalsschlag, findet sich zwischen Lügen und Intrigen wieder und fühlt sich vollkommen handlungsunfähig. „Da fing ich an, meine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben und umzuwandeln. Mir ging es total gut damit, es hat mir beim Abschließen geholfen. Mittlerweile ist es so, dass ich komisch werde, wenn ich längere Zeit keine Beats produziert habe. Ich kann einfach gar nichts mehr anderes machen. Und bevor ich in ein Tief falle, rappe ich lieber“, erklärt er und Bensen ergänzt leidenschaftlich: „Wenn nur eine Zeile von uns bei jemandem hängen bleibt, wenn nur ein Einziger geflashed nach Hause geht, dann haben wir unser Ziel schon erreicht.“

Hip Hop als Mutmacher. Ein Instrument, um positive Stimmung zu verbreiten. Ich kann mich gut mit der Intention der Beiden identifizieren. Und als ich endlich die alte Fabrikhalle betrete, wird auch sofort ihr Sinn für Gemeinschaft sichtbar. Insgesamt 70 Menschen sind hier an den zwei Drehtagen beteiligt. Freunde und Familie erledigen geschäftig Aufgaben. Eine junge Frau klärt mich über die Verteilung auf.

Martha, die gerade eine Ausbildung als Maßschneiderin begonnen hat, kümmert sich um die Textilien. Alles im 90er Jahre Hip Hop Stil. Eine andere junge Frau, die Elin heißt, hat eine zeitlang in der Maske des Theaters gearbeitet und pudert die Statisten regelmäßig ab. Ein paar Helfer laufen mit Spinnennetzen aus der Spraydose herum, Heilerde wird als Staub verteilt. Es gibt ein reichhaltiges Catering von der Familie. Ich bin beeindruckt, wie professionell das Ganze aufgezogen ist. Hier wurde eine richtige Filmkulisse erschaffen und wir stehen mittendrin. An dieser Stelle sei gesagt, dass ich Euch nicht zu viel über die Story des Videos erzählen möchte. Schon im November könnt Ihr es nämlich selbst anschauen.

„Uns ist Professionalität extrem wichtig“ (Thiemo Wagner, Indivisual)

Produziert wird das Video von der Werbefilmagentur Indivisual. Thiemo Wagner, den ich als 1. Vorstandsvorsitzenden von awalla e.V. kenne, und sein Kollege, Michael (Midge) Throne, bilden zusammen das dynamische Team. Ich bin total beeindruckt, als mir Thiemo das Drehbuch zeigt. Die zwei Drehtage sind haarklein durchgeplant. Jede Minute des Videos hat bereits seine feste Handlung. Auch die Pausen an diesem Tag sind terminlich festgelegt. „Uns ist Professionalität extrem wichtig“, erläutert Thiemo, „dabei sehen wir unsere freien Projekte als Möglichkeit, einmal im Jahr etwas Neues auszuprobieren, uns neu zu orientieren und zu zeigen, dass wir flexibel sind.“ Es macht Spaß, dem Team bei der Arbeit zuzusehen. Midge, der die Kamera führt, ist durchgehend in Bewegung. Thiemo gibt die Regieanweisungen – freundlich aber bestimmt. „So, Leute, das war supergeil“, lobt er nach einer Szene, „…und das machen wir gleich nochmal.“

Irgendwie hatte ich so viel Professionalität nicht erwartet. Doch kommt eben auch hier wieder der Flair unserer Kleinstadt zum Vorschein. Motivierte Menschen finden leichter zueinander und können sich so zusammenschließen, um gemeinsam voranzukommen. Bensen sieht das ähnlich: „Hof ist für mich der perfekte Nährboden, um meine Kunst in die Welt zu tragen“. Der erste Drehtag geht nach 12 Stunden zu Ende.

Am zweiten Tag dürfen die Künstler nochmal ein persönliches Highlight erleben. Für eine Szene, in der sie vor Publikum auf der Bühne rappen, sind eine Menge Menschen gekommen, haben sich anziehen und schminken lassen und warten nun gespannt darauf, gemeinsam mit den Rappern zu tanzen und zu feiern. Als dann Thiemo endlich „Und bitte“ sagt, gibt ihre Crowd ordentlich Gas und bewegt sich begeistert zum Beat. Es ist einfach herrlich, zu beobachten, wie die Rapper während des Drehens cool bleiben müssen, aber anfangen zu strahlen, sobald das Playback aus ist. „Das ist echt der Hammer, Leute, dass ihr alle hier seid!!“, bedankt sich Bensen immer wieder. Das Publikum reagiert mit motivierendem Applaus.

Als alles im Kasten ist,  jubelt die ganze Crew. Und weil die Stimmung gerade so gut ist, präsentieren Bensen & Kid Patron noch zwei ihrer neuen Tracks. Den Musikern steht der Stolz ins Gesicht geschrieben.

Später spreche ich nochmal mit den Beiden. Sie sind voller Vorfreude. „Jetzt müssen wir nicht mehr sagen: Bald kommt unser Track, bald drehen wir das erste Video. Jetzt sind wir offiziell da“, freut sich Patron und sein Kollege bestätigt: „Dieser Track ist der Grundstein. Mir ist gerade egal, wo es mal hingeht. Ich will die Leute mit meinen vibes erreichen und dafür ist Rap für mich die passendste Ausdrucksform. Ich kann jetzt sagen, ich bin Rapper. Damit ist für mich ein Jugendtraum in Erfüllung gegangen.“

Ich danke Bensen & Kid Patron für die Einladung zu diesem tollen Event und wünsche Euch alles erdenklich Gute für Euren weiteren Weg! Ich bin unglaublich gespannt, auf das fertige Video. Und auch Leon möchte ich noch einmal für die wunderbaren Bilder danken. Ihn könnt Ihr hier auf dem letzten Foto sehen.

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