Als die packwa GmbH bei mir angefragt hat, ob ich etwas über ihre neue Upcycling Hochzeitskartenkollektion schreiben würde, fiel mein Empfinden dazu ehrlich gesagt gemischt aus. Natürlich freute ich mich über die Anfrage, denn die herzlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schwärmen selbst derart leidenschaftlich für ihre Produkte – da ist es ein Leichtes, einen schönen Beitrag draus zu machen. Trotzdem regten sich Zweifel in mir. Wenn man sich nämlich schon einmal mit mäßigem Erfolg am Konzept der Ehe versucht hat, neigt man ein wenig dazu, Hochzeiten zu entromantisieren. Die rosarote Heiratsbrille hat schon ein paar Kratzer und aus einem langgezogenen „Aaaaawww“ wird schnell mal ein verhaltenes „Aha“. Doch wer jetzt denkt, dies seien schlechte Voraussetzungen für gute Hochzeitskartenwerbung, hat seine Rechnung ohne die zauberhafte Anny gemacht. Seid gespannt auf die Gründerin von Statement.! (Werbung)
Ich muss Euch gestehen: Die packwa habe ich in den letzten Jahre komplett vernachlässigt. Das hat bei mir weniger mit Online-Shopping zu tun, als viel mehr damit, dass ich dekomäßig absolut untalentiert bin. Glaubt mir – soll ich drei Gegenstände ansprechend nebeneinander anordnen, gerate ich ins Schwitzen. Dabei ist es so hübsch hier. Beim Betreten des Ladens staune ich, wie immer, auf wieviele verschiedene Arten man sein Wohnzimmer verschönern kann. Oder sein Büro. Oder seine Festtafel. Die junge Mitarbeiterin an der Kasse, Julia, begrüßt mich mit einem freudigen Lächeln und schickt mich nach hinten durch. In den großen Hinterräumen wird auch schon Weihnachtsdeko angeboten. Ich muss mich zusammenreißen, nicht daran hängen zu bleiben. Das leuchtende Glitzerzeug stellt meine einzige Schwäche dar.
Doch noch etwas leuchtet hier, besser gesagt noch jemand: Eine junge Frau, mit blonden langen Haaren wartet in der gemütlichen Sitzecke und lächelt erst schüchtern, dann fröhlich, als wir uns die Hand geben. Und auch Packwa-Mitarbeiterin Petra grinst gespannt und vorfreudig, als sie mit Kaffee zu uns stößt. Das ist es, was ich zu Beginn meinte: Die Menschen, die hier arbeiten, kriegen echt glänzende Augen, wenn sie über ihre Produkte reden dürfen. Das ist mir schon bei unserem ersten Treffen aufgefallen.
Anny ist 26 Jahre jung und gelernte bekleidungstechnische Assistentin. „Kannst auch einfach Schneiderin sagen“, grinst sie und ich muss zwangsläufig an eine in die Jahre gekommene Frau denken, die nachts für ihre Enkel an der Nähmaschine werkelt. Größer könnte der Widerspruch zu der Gestalt vor mir jedoch gar nicht sein. Anny ist jung, bewegt sich beschwingt und strahlt dabei eine unglaubliche Lebensenergie aus.
Seit fast 5 Jahren ist die junge Frau schon selbständig. Während ihrer beruflichen Laufbahn hat sie Erfahrungen am Theater München gesammelt, sich aber auch in der Ergotherapie versucht. „Da hat mir aber das Nähen gefehlt“, erzählt sie, „Also hab‘ ich mich gefragt: Geh‘ ich zurück ans Theater? Doch dann hab‘ ich völlig naiv und ohne wirklichen Plan beschlossen, mich selbständig zu machen.“ Petra lacht sie nickend an und berührt sie mit der Hand an der Schulter als wolle sie sagen: Gott sei Dank! Die packwa ist nämlich spürbar stolz auf ihr Nachwuchstalent.
Anny versucht sich in selbst genähter Bekleidung. Ihr Fokus liegt zunächst auf Hosen, an denen sie Zitate anbringt. Hosen mit Statements. Das ist ihr Alleinstellungsmerkmal, daher der Firmenname. „Irgendwann hatte ich so viele Stoffreste gesammelt, dass ich mir dachte : Okay Anny. Entweder du hast ne Idee, oder du wirst’n Messie“, feixt sie. „Also hab‘ ich aus den Stoffresten Karten gemacht und merkte dann auf den Märkten schnell, dass die sich viel besser verkaufen, als die Hosen.“
Weil sie schon früher auf eine faire und nachhaltige Herstellung der Stoffe achtete, setzt Anny auch hier wieder auf Ressourcenschonung und organisiert sich ganz besonderes Material. „Meine ersten Statement Karten drehten sich um das Thema Reisen, weil ich selber so gerne reise. Also habe ich in Schulen angerufen und gefragt, ob sie alte Atlanten für mich hätten und daraus neue Karten erstellt.“ Ich stöbere mich staunend durch die Karten, die Petra mir stolz zeigt. Jede ist ein unglaublich schönes Unikat. Sofort entdecke ich eine, die ich mitnehmen muss. „Die Welt ist zauberhaft, weil Du mit drauf bist“, steht auf einem umfunktionierten Stück Landkarte.
Schnell entwickeln sich Annys Karten weiter. „Reise, Abenteuer, Gratulation, Dankeschön oder alte Schriften, die aus alten Büchern entstehen. Jeder Zielgruppe gefallen andere. Mein Freund ist zum Beispiel Bauer, dort in den Kreisen kommen meine neuen Karten aus alten Futter- und Saatgutsäcken am besten an. Nur an Trauerkarten wage ich mich noch nicht und auch Karten zur Einschulung kann ich gerade nicht erzwingen. Ich bin so ungern in die Schule gegangen“, lacht sie und wir lassen uns anstecken. Die Frau bleibt sich eben treu.
Jetzt will ich aber ihre neueste Kollektion – Annys sogenannte Herzstücke – sehen. Petra nimmt den Ordner aus der Hochzeitsecke und schlägt ihn bedächtig auf.
Ich sehe Zusammenstellungen aus gedruckten Menüs, Einladungen, Dankeskarten mit Fotodruck, aber auch Namensschilder, Girlanden und – besonders originell – Reiswerftüten! Schnell merke ich: Hochzeitskartenkollektion wird dem Angebot hier als Begriff überhaupt nicht gerecht. Anny hat einfach an alles gedacht. Und auch hier kommen wieder sämtliche Materialien zum Einsatz. Atlanten, alte Bücher, Futtersäcke, Stoffe. Sogar ein Pilot hat Anny schon einmal kontaktiert, um ihr alte Flugkarten zukommen zu lassen! Doch nicht nur das Material der Werke ist speziell. Auch das Design ist beispiellos. Petra schwärmt: „Schau‘ mal, wie klar das ist! Und jede Karte ist einzigartig!“ Es gibt Karten mit hellen Nähten, dunklen Nähten, Karten, in denen loses Konfetti herumflattert – jedes Thema trägt auf eine andere Art Annys Handschrift. Die Kollektion ist wunderschön.
Ich bin völlig fasziniert, wie man so einfach so etwas Geniales herstellen kann. Anny macht das alles in Handarbeit! Bügelt die Materialien, druckt die individuellen Texte, liebevoll und mit Hingabe. „Nur kitschig dürfen sie nicht sein“, erklärt sie, „das war es nämlich, was mich an Hochzeitskarten immer gestört hat. Ich wollte, dass ich mit jeder Karte meine eigene Hochzeit feiern könnte.“
Auch Petra schwärmt mit glänzenden Augen: „Die Kollektion kommt total gut an. Es macht so Spaß, Annys Sachen zu verkaufen. Und es ist halt alles dabei. Das ist bei keiner anderen Karte so, dass man alles mitbekommt: Den Druck der Einladungen, das Menü, ein persönliches Foto, Namensschilder. Es ist alles komplett fertig.“ Während ich blätternd die Werke bewundere, frage ich mich, welche Zusammenstellung ich wohl für meine Hochzeit wählen würde. Da kommt ganz schön Romantik auf. Ups – wo kommt das denn jetzt her? Verdammt, Anny! Doch lasst Euch nicht täuschen von der Romantikerin in ihr – praktisch denkt die Geschäftsfrau nämlich auch. „Schau‘ und ich hab das Format extra so gestaltet, dass es gut für’s Porto ist. Erstens hass‘ ich Klappkarten einfach“, lacht sie, „und zweitens hab‘ ich kürzlich eine Babykarte bekommen, da haben allein die Briefmarken schon um die 4 Euro gekostet. Das muss ja echt nicht sein.“
Ich frage, wieviel Wartezeit man bei seiner Bestellung einplanen muss. „Wenn man auf der sicheren Seite sein will, ungefähr 4 Wochen. Jetzt gerade ist zum Beispiel Vorweihnachtszeit, da hab‘ ich sowieso eine Menge zu tun, aber mit 4 Wochen ist man gut dabei“, antwortet Anny. Wie schafft die Frau das nur? Ich bin froh, wenn ich einen Umschlag ordentlich zugeklebt bekomme! Und die Kosten? „Die Preisspanne geht so von 3,95 bis 6,95 schon mit Druck“, erklärt Petra und ergänzt: „Manchmal denken die Kunden auch, sie würden Geld sparen, wenn sie ihre Karten selbst basteln. Aber das ist nicht so. Hier hat man auch etwas, das nicht schon gedruckt im Regal liegt und es kommen keine Extrakosten dazu. Es ist alles inklusive.“ Das macht total Sinn. Schließlich muss Anny sehr viel weniger Materialkosten einkalkulieren. Upcycling sei Dank. Wie super ist das denn!
Als ich den Laden verlasse, bin ich so überzeugt, dass ich mich sofort an meinen Beitrag setze. „Es ist eben auch total toll, dass Anny hier aus der Region kommt und nicht irgendwo in Berlin sitzt“, hat Petra am Ende noch gesagt. Und auch ich freue mich so sehr, dass von dieser Geschäftsbeziehung einfach alle profitieren: Die Packwa, die wunderschöne Unikate von ihrem persönlichen Nachwuchstalent anbieten kann. Anny, die ihrer offentsichtlichen Berufung nachgeht. Hochzeitspaare, die die Liebe mit ihren Karten gleich mitgeliefert kriegen. Gäste, die sich persönlich wertgeschätzt fühlen. Die Umwelt, die durch Upcycling geschont wird. Die Region, die eine weitere junge Macherin hervorgebracht hat. Und natürlich ich, die Euch wieder einen wundervoll kreativen Menschen vorstellen durfte!
Ich danke der packwa für diesen inspirierenden Auftrag. Ihr seid ein unglaublich nettes Team und dass Ihr einer Jungunternehmerin, wie Anny, unter die Arme greift, finde ich einfach wundervoll. Ich danke Anny von Statement für das tolle Gespräch, weil sie mir diesen Beitrag hier mit ihrer fröhlichen Art so leicht gemacht hat. Ich wünsche dir alles, alles Gute! Und zuletzt danke ich meinem Stadtkeller Photographen, Sandro, von SVH Photographie: Es war wahnsinnig wichtig, Annys Goldstücke richtig zu präsentieren und du hast das natürlich geschaffft!